Positionen

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

 

ich will mit einem Augenzeugenbericht von Christl Käs, geb. Xander (1936), damals wohnhaft in der Weinsberger Straße 18, beginnen.

 

Zitat:„Viele Menschen aus der Umgebung flüchten in den Keller, über dem bisher nur das Hausdach brennt. Etwa 50 Personen drängen sich.
Raus, raus, alles raus! schreit von oben Großvater Albert Xander (1871), der im Keller Weinsberger Straße 25 überlebt und die Gefahr erkannt hat.
Ihr erstickt sonst, die Luft geht aus. Draußen ist ein einziger Feuersturm.

Mutter Elisabeth zögert. Aber sie weiß, dass der Großvater durch das Abhören von englischen und amerikanischen Feindsendern über das Kriegsgeschehen informiert ist. 
Also gehorchen und raus auf die feuerspeiende Straße.

Das Atmen fällt schwer. Im Alten Friedhof ducken sie sich hinter einem Grabstein.
Raus hier, ihr erstickt sonst, schreit ein Mann vom Sicherheitsdienst. Raus aus der Stadt!

Ecke Ost-/Weinsberger Straße.

Die Aral-Tankstelle brennt wie eine Riesenfackel. Mutter und Tochter hasten über die Paul-Göbel-Brücke Richtung Weinsberg. […] In der Haller Straße kennen sie Frau Rieker.

Das Haus ist unbeschädigt. Die Leute sitzen überall auf den Treppenstufen.
Komme Se, Frau Xander, sagt die Hausherrin. Do isch no an Stuhl frei. Do könne Se mit Ihrem Döchterle die Nacht verbringe. So isch’s wenigstens warm.“

 

Nicht alle hatten das Glück zu überleben: Die Bombardierung der Stadt Heilbronn am 4. Dezember 1944 hat über 6500 Menschen das Leben gekostet und 60 Prozent der Stadt.

Heilbronn brannte nach dem Bombenangriff des 4. Dezember 1944 fast vollständig nieder. Das Feuer war so stark, dass ein Löschen für die Feuerwehr fast unmöglich war. Das entstandene Flammenmeer erhellte die Stadt. Der Asphalt brannte, ganze Häuserteile schmolzen in der Glut des Feuers.“ Zitat Ende

 

 

Wir sind heute hier, um der vielen Heilbronnerinnen und Heilbronner zu gedenken, die diese Nacht vor 76 Jahren nicht überlebten. Es ist so wichtig, dieses Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten, da sie uns schonungslos vor Augen führt, wie viel Leid, Tod und Verderben Krieg mit sich bringt. Und es ist ein Auftrag an uns: Wir dürfen gewaltbereite ExtremistInnen nicht an die Macht kommen lassen, wir müssen für Frieden und Gewaltlosigkeit einstehen. Tagtäglich. Erst recht, wenn FaschistInnen dieses wichtige Gedenken schamlos für ihre rechte Propaganda missbrauchen wollen. Die Geschichte darf nicht umgedeutet werden. Das faschistische Deutschland hat den Krieg begonnen und unzählige Menschen durch die systematische Massenvernichtung, unzählige Kriegsverbrechen und durch den totalen Krieg ermordet. Niemals darf diese Ideologie wieder an die Macht kommen. Dafür, und um würdevoll der Opfer des 4. Dezember 1944 zu gedenken, sind wir heute hier. Vielen Dank.